Gerade erst freut man sich noch über diese seltenen Momente des Glücks, in denen man erfährt, dass ein Kino erÖFFNET hat: So geschehen vor wenigen Monaten in Frankfurt am Main. Und es ist sogar ein Luxuskino!
Oder über die überraschende Neuigkeit, dass ein Kleinstadtkino mit nur einem Saal es schafft, die Digitalisierung und damit sogar den 3D-Zauber vor die Tore der Großstadt zu bringen. Zartfühlenderweise hat man dort sogar den guten alten 35mm-Projektor als Ausstellungsobjekt belassen, um auch mit jenen Frieden zu schließen, die ob des analogen Abschieds ein bisschen weinen wollen.
Doch plötzlich: Da ist er wieder, der gute alte Hiob. Wie die Dreieich-Zeitung am Sonntag mitteilte, schließen Ende August die Langener Kinos. Für immer. Obwohl der Betreiber, wie zu lesen ist, in den vergangenen 17 Jahren die Besucherzahl im Jahresschnitt von 10.000 auf 70.000 erhöhen konnte! Und das mitnichten nur mit Mainstream-Filmen, wie sie sonst in den Großstadt-Anrainern zu finden sind, sondern auch mit ausgesuchten Arthouse- und Programmkino-Kunststückchen, zudem mit Motto-Parties (komme zum großen Gatsby in Jordan Baker-Pose und Du erhältst einen Cocktail gratis) und weiteren Attraktionen. Nichts Neues, nichts Ausgefallenes, aber etwas, das die Leute wohl begeisterte.
Und nun: das Aus. Natürlich ist es mal wieder: die Mischung aus schnödem Mammon und Technik. Die Umrüstung auf das Digitalformat steht an, Renovierungsmaßnahmen werden nötig... Immerhin: FFA und EU wollen knapp die Hälfte der benötigten 1,5 Millionen Euro beisteuern - was jedoch an die Bedingung geknüpft ist, den Nachweis zu erbringen, dass die Kinos noch mindestens zehn Jahre Bestand haben. Zehn Jahre? Nachweis? Liebe Kinobesitzer, ist so etwas überhaupt möglich???
Verschwende Deine Jugend
Jedenfalls kommt die unerwartete - und vielleicht dann auch wieder nicht ganz so überraschende - Antwort des Betreibers aus einer ganz anderen Richtung. Das Geld hätte aus der eigenen Tasche fließen müssen (können), "...und das konnte ich aus Verantwortung meiner Familie gegenüber nicht." Wir wissen aus eigener Anschauung: Kinomachen speist sich immer aus Herzblut, aus Leidenschaft, Seele und Selbstaufopferung. Der Kinomacher ist heute 45 Jahre alt. Die Kinos führt er seit 17 Jahren. Danken wir also einem Kinomenschen, der als junger Mann Mut bewiesen hat, der es geschafft hat, sich ein echtes Standing, auch den Verleihern gegenüber, aufzubauen, und der den Tod seiner Kinos nun mit einem zweiwöchigen Festival Festival - ja, was denn: betrauert? feiert?Das Kino ist tot - es lebe das Kino!!
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