Sonntag, 29. März 2009

Ein Platz an der Xenon-Sonne oder: My Own Private Cinema

Vorbemerkung: die folgenden Ausführungen werden zwanghaft veranlagte Persönlichkeiten vermutlich leichter nachempfinden können, die übrigen mögen uns bürgerlich-jägerzaunhafte Marotten nachsehen.

Ein Stammkino zu haben, also so eins, wo einen die Mitarbeiter kennen, mit Namen grüßen und man vor oder nach dem Film noch einen Plausch halten kann, ist ja bei durchschnittlich 1,58 Kinobesuchen pro Einwohner hierzulande keine Selbstverständlichkeit. Ein Stammplatz im Saal ist noch weitaus exklusiver, die Tendenz zur mehrsaligen Spielstätte und elektonische Buchungssysteme haben dazu ihren Beitrag geleistet. Die festen Sitzplatzgewohnheiten der Sneak-Communities kann man immerhin teilweise gelten lassen.

Wir dürfen nicht ohne Stolz von uns behaupten, in einem Frankfurter Kino zu den Freunden des Hauses zu gehören und durch frequentierten Besuch dort eine Vorliebe für die Plätze in der Mitte der vordersten Reihe des obersten Plateaus entwickelt zu haben. Respektvoll würden wir niemals die beiden rechten äußeren Sitze derselben Reihe belegen, sie stehen zwei großen Damen des Kinos zu, die ein älteres Anrecht auf diese Sitze haben.

In einem anderen Frankfurter Kino ist ein Herr bekannt, der eine Vorliebe für einen bestimmten Sitzplatz entwickelt hat, die so weit geht, dass ich mich frage, ob er es überhaupt erdulden würde, einen anderen Platz einzunehmen, sollte dieser einmal belegt sein. Vermutlich stellt sich die Frage nicht, da er in enger Verbindung zum Haus steht und ich bei Betreten des Saals seinen Platz häufig durch eine Tasche oder ein Kleidungsstück reviermarkiert vorfinde. Die Treppenbeleuchtung "seiner" Reihe hat er mittels eines Klebestreifens dahingehend modifiziert, dass das kleine Birnchen zu seiner Linken kein störendes Streulicht wirft. Nach mehrjährigem Herumprobieren habe ich meinen Lieblingsplatz dort übrigens in seiner Nähe gefunden, eine Reihe dahinter um zwei Sitze nach rechts versetzt.

In Bonn fehlt uns lebensumständebedingt die Besuchsfrequenz, um als Hausfreunde in einem Filmtheater ein- und ausgehen zu können, in den zwei am liebsten besuchten Kinos haben sich allerdings auch schon feste Platzvorlieben gebildet.

Eine Freundin allerdings machte uns unlängst in unserem gemeinsamen Stammkino vor, was es wirklich heißt, Stammgast zu sein: sie wurde dort angerufen, und zwar nicht auf dem Handy, sondern über die Telefonnummer der Kinokasse.

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