Freitag, 30. April 2010

Der Fluch der Kleinstadt

Kaum geht man ins Kino, schon kann man was erleben. Ja, eh klar. Aber: Vor wenigen Wochen im Kino gewesen, mitgefiebert: "Verblendung". Der Saal: So voll wie sonst nur bei Arthouse- und Wohlfühlfilmen, kaum noch einen Platz bekommen, aber in fröhlicher Gesellschaft von Zuschauern mit und ohne das Hintergrundwissen aus den Büchern den Film genossen. Interessanter Marketingzug: Noch vor Durchlaufen des Abspanns wurden Szenen aus dem zweiten Teil der Trilogie gezeigt, der ja bekanntlich schon Start am 04. Februar hatte, ein Tag, der an jenem Kinoabend bereits in der Vergangenheit lag. Aber wir Kleinstadt-Bewohner halten ja unserem Kino die Treue und warten geduldig, bis sich auch hierher endlich eine Kopie verirrt.

Am 16. April war's dann endlich so weit: Freitag abend, 20 Uhr. Der Tag hatte sich in die Länge gezogen, immer wieder der Blick zur Uhr: Wann ist es nur endlich soweit? Wann? Nur die Klügsten kommen durch, und so hatte ich beschlossen, extra früh zu fahren, um auf jeden Fall noch einen guten Platz zu ergattern. Reservieren wollte ich nicht, erstens: So bleibt es spannend, zweitens: Welche Reihe ist die beste? Reihe 5? Reihe 6? Reihe 5? Reihe 6? Lässt sich irgendwie immer nur durch das persönliche In-Augenschein-Nehmen klären.

Erste Verwirrung, als mich auf dem Parkplatz hinter dem Kino gähnende Leere erwartete. Aber: Ha! Ich war ja schlau! Es war ja auch noch nicht einmal halb acht! Allerdings saß dann noch nicht mal jemand an der Kasse im Kino, was mich doch ein wenig stutzig machte. Lange Zeit blieb ich allein, durfte dann endlich eine Karte kaufen und vermittelte dem Kinobetreiber nebenbei noch Einblicke in die Abgründe des ersten Teils. Da dann doch noch zwei weitere Gäste kamen - mittlerweile war es bereits kurz vor acht - habe ich mich mit der Betreiberin im Kinosaal weiter unterhalten. Wo sind all die Gäste hin?


Tatsächlich hatten den ersten Teil an jenem Abend, an dem auch ich im Kino gewesen war, sehr viele Leute gesehen, die im Anschluss an den Film zum Telefonhörer gegriffen haben: Also, so etwas furchtbares! So grausam! So brutal! Nein, den Film würde ich mir an Deiner Stelle nicht ansehen! Prompt kamen für die nächste Vorstellung die Reservierungsabsagen nur so gehagelt. Einige wenige trauten sich dann doch noch für den zweiten Teil zu reservieren, aber auch hier gab es wohl wieder Telekommunikation, und so sagten wieder zwei große Gruppen ab. Man kennt sich halt.

In diesem Sinne: Allen Kinolabor-Lesern einen schönen 1. Mai und: Trau'n Sie sich was! Gehen Sie ins Kino! Sie werden sehen, es lohnt sich. Und wenn's nur wegen der Insiderinfos ist. ;-)

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