Neulich endlich mal wieder im Kino gewesen. Zum ersten Mal alleine in dieser fremden Stadt, in der im Februar die Kirschbäume blühen, nachdem man im November versucht hat, uns zu ertränken. Es war schon dunkel, als ich über den großen, leeren Marktplatz zum Kino ging. Ein wehmütiger Blick hinüber zum Metropol, dann neben dem offiziellen Popcornkino-Eingang des CineStar eine Treppe hinunter in den immerhin zweitgrößten Saal. Vorbei an der Süßigkeiten-Verkäuferin, die immer wieder um ihren Tresen spurten muß, um die Eintrittskarten abzureißen, hinein ins dunkle Vergnügen. Der Saal: oval, vorne zumindest. In Falten gelegtes Rot, den ganzen Raum entlang, so daß man selbst im Dämmerlicht fast erschlagen wird von der Aussage: Wir sind Kino. Mitte Mitte war ein gut gewählter Platz, die Leinwand ist groß genug. Und größere Menschen, zwischen deren Köpfen ich hindurchspähen muß, setzen sich auch erst mit Filmbeginn. Überhaupt: Wenig Publikum, das sich komplett in die letzten fünf Reihen drängt. Einige kamen wegen der Buchvorlage, andere hatten gehört, der Film habe gute Kritiken gehabt, eine erfolgreiche Überredungstaktik, die auch die Kinomuffel davon überzeugt hatte, den Film sehen zu wollen.
"Drachenläufer": Die Meßlatte liegt hoch: Acht Millionen verkaufte Bücher in drei Dutzend Ländern, so die Stuttgarter Zeitung, und dennoch taucht kein großer Star im Vorspann auf; der berühmteste Name mag noch Marc Forster sein, der Regisseur. Spätestens seit "Nicht ohne meine Tochter" wissen wir alle, daß die Verfilmung der Niederschrift von Lebenserfahrungen eine herbe Enttäuschung sein kann. Das Leben ist nun einmal so, daß der Film es nur nachspielen kann. Und in der Regel merkt man das. Nur war es noch ein bißchen abstruser: Die Filmerfahrung war, daß ich Schauspielern dabei zusehe, wie sie Sätze und Ereignisse aus einem Buch nachsprechen und -spielen, die ein Mensch aus Fiktion und Erzählungen von wirklichen Ereignissen verwoben hat. Oder kürzer: Gesehen habe ich einen abgefilmten Roman, der zwar den Worten gefolgt ist, aber den Inhalt nicht verstanden hat.
Daß die Geschichte auf der Leinwand dennoch wirkt, daß der Mensch, der durch dieses Fenster sieht, sich so schrecklich klein vorkommt, liegt weder an der Musik noch an den Schauspielern: Es ist die absolut tote Kargheit der Landschaft, das Wissen, daß genau dort wirklich Leben stattfindet, das dem Zuschauer mit einer Gewalt den Atem nimmt, daß ich ganz plötzlich froh bin über das tröstlich, freundlich-blaß leuchtende Schild der Notbeleuchtung. Ein kleines Stück Banalität gegen die Verlorenheit der Weite.
"Drachenläufer": Die Meßlatte liegt hoch: Acht Millionen verkaufte Bücher in drei Dutzend Ländern, so die Stuttgarter Zeitung, und dennoch taucht kein großer Star im Vorspann auf; der berühmteste Name mag noch Marc Forster sein, der Regisseur. Spätestens seit "Nicht ohne meine Tochter" wissen wir alle, daß die Verfilmung der Niederschrift von Lebenserfahrungen eine herbe Enttäuschung sein kann. Das Leben ist nun einmal so, daß der Film es nur nachspielen kann. Und in der Regel merkt man das. Nur war es noch ein bißchen abstruser: Die Filmerfahrung war, daß ich Schauspielern dabei zusehe, wie sie Sätze und Ereignisse aus einem Buch nachsprechen und -spielen, die ein Mensch aus Fiktion und Erzählungen von wirklichen Ereignissen verwoben hat. Oder kürzer: Gesehen habe ich einen abgefilmten Roman, der zwar den Worten gefolgt ist, aber den Inhalt nicht verstanden hat.
Daß die Geschichte auf der Leinwand dennoch wirkt, daß der Mensch, der durch dieses Fenster sieht, sich so schrecklich klein vorkommt, liegt weder an der Musik noch an den Schauspielern: Es ist die absolut tote Kargheit der Landschaft, das Wissen, daß genau dort wirklich Leben stattfindet, das dem Zuschauer mit einer Gewalt den Atem nimmt, daß ich ganz plötzlich froh bin über das tröstlich, freundlich-blaß leuchtende Schild der Notbeleuchtung. Ein kleines Stück Banalität gegen die Verlorenheit der Weite.
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