Die Zeit, die ich sonst mit dem Schreiben für diesen Blog verbracht hätte, habe ich diese Woche in Kinobesuche investiert. Gut für mich, schlecht für Sie, in jedem Fall vernünftig: die Erfahrung sollte Vorrang vor der Metaebene haben. Ich habe Ihnen dafür auch ein bisschen was zu erzählen. Drei Kinobesuche in einer Woche, drei verschiedene Kinos - fast wie früher.
27.01.08, Nightmare before Christmas 3D, Berger Kinos, Frankfurt:
Der erste "reguläre" 3D-Film - also außerhalb von IMAX oder Sondervorführungen -, den wir im Kino sehen, zugleich auch der erste "reguläre" Besuch eines D-Cinema. Haben wir die Zukunft gesehen?
Es ist schon verwunderlich, dass ausgerechnet ein Stadtteilkino wie das Berger, als (meines Wissens) erstes Kino Frankfurts und nicht eines der modernsten oder schönsten auf D-Cinema umsteigt. Das Bild ist sehr gut, klar, man kann nicht behaupten, dass digitale Projektion schlecht wäre, noch dazu sind die Leinwände des Berger nicht so groß. Das Flair des Kinos an sich und die moderne Technik, die man eher in Großkinos erwartet, wollen aber nicht so recht zusammen passen. Aber so empfinden geschweige denn das bemerken werden die allerwenigsten.
Vom 3D-Effekt hatte ich mir mehr erwartet. Ghosting in dunklen Sequenzen war zwar nicht mehr feststellbar. Aber einerseits füllte die Leinwand nicht das Blickfeld, so dass man eher das Gefühl hatte, durch ein Fenster in eine 3D-Welt zu schauen als dass sie einen umgab. Andererseits fiel die Bewegungsunschärfe deutlich mehr auf als in 2D, und bei schnellen Bewegungen kam es oft zu leichtem Stottern und Asynchronität der 3D-Bilder, so dass Effekt und Wahrnehmung gestört wurden. Diese Überbetonung des Apparatus reißt einen leicht aus dem Geschehen.
28.01.08, Comrades in dreams, Kino in der Brotfabrik, Bonn:
Erstaunlich: der Film, dem ich so entgegengefiebert habe, hat mich eigentlich enttäuscht. Vielleicht war die Erwartungshaltung zu groß nach all den Wochen. Aber ich habe Kinomacherfilme gesehen, die mich weit mehr angesprochen haben.
Der Film beginnt mit einer vielversprechenden Struktur: man sieht die Kinomacher reihum bei der Beschaffung der Filme, der Vorbereitung der Vorführung, dem Kartenverkauf etc. Diese Dramaturgie der Filmvorführung kam mir im Film immer mehr abhanden. Der eigentliche Höhepunkt hätte für mich das Publikum sein müssen, das den Film erlebt, diese Szenen gehören aber zu den schwächsten des Films, und das Aufräumen hinterher fehlt fast ganz. Kaum ein Blick in einen Vorführraum, dafür viele lange Monologe über die Rahmenbedingungen des Lebens. Filmtheater sind in diesem Film mehr der Katalysator, über den einige Persönlichkeiten vorgestellt werden.
Am stärksten beeindruckt hat mich die Szene, die die Minuten kurz vor Einlass in das indische Zeltkino schildert. Ein gigantisches Zelt in der Nacht, in das LIcht von Flutlichtscheinwerfern getauscht, von einem hohen und kräftigen Zaun umgeben, der nur mit Mühe den Massen tausender Menschen standhalten kann, die dagegen drängen und Einlass begehren. Eine stark verzerrte Lautsprecherstimme heizt die Massen an, immer wieder muss das Personal Leute davon abhalten, über den Zaun zu steigen. Das ist nicht Kino, wie wir es kennen. Die Szene ist von immenser Bedrohlichkeit, mit den Bildern assoziiert man Militärcamps, Flüchtlingsandrang und dergleichen. Dann werden schmale Lücken im Zaun geöffnet, kaum dass ein Mensch durchpasst. Mehrere Mitarbeiter versuchen den hereinrennenden Menschen, die Eintrittskarten zu entreißen. Frauen mit Kindern auf dem Arm - die Kinder weinen und schreien nicht, sehen nicht einmal beunruhigt aus! -, eine alte Frau wird an das Metallgestände gedrückt, es scheint weh zu tun.
In Afrika: Männer streiten sich um die "Startkopie" eines Films von 2004. Die Filmrollen sind vom Transport vieleckig statt rund, vielleicht auch verwölbt, so genau vermag man es auf den kurzen Blick nicht zu sagen. Die Koreanerin sagt beim Abendessen: "Wir sollten einen Film über Ganzjahresgemüse zeigen."
Was für Probleme haben wir eigentlich?
01.02.08, Die Band von nebenan, Neue Filmbühne, Bonn:
Wir sind zu früh, nutzen die Zeit, um einer Entdeckung nachzugehen, die wir bei der Parkplatzsuche einen Block weiter gemacht haben. Ein großes Gebäude im Dunkeln, im Vorbeifahren ein kurzer Blick und die sofortige Gewissheit: das muss ein Kino gewesen sein. Richtig: Das Gebäude, das eine Sportkneipe und einen Biomarkt beheimatet, ist das ehemalige Odeon-Kino in Bonn-Beuel. Ein klassischer Kinobau, groß und funktional. Dahinter liegt die Brotfabrik. Dort drängt sich ein Kino in einen Raum, der weder von der Größe noch von der Form her wirklich dafür geeignet ist. Was ist hier falsch gelaufen?
Beim Betreten des Saals der Filmbühne erschrecken wir: Der Saal ist viel kleiner als erwartet, karger Holzdielenboden, die Leinwand steht größenmäßig in keinem Verhältnis zum Raum, ist mehr wie ein Großfernseher in die Wand eingebettet. Es ist egal, der Film - eigenartig übrigens, dass er hier läuft, er hätte eher ins Rex gepasst - rettet alles. Er nimmt das Publikum mit, Tiefe und Timing der Lacher stimmen, an manchen Stellen fühlt man sich an Tati erinnert. Auch, weil hier und da ein Zuschauer vereinzelt lacht. Nicht mehr über den Film - den sollen Sie selber sehen.
27.01.08, Nightmare before Christmas 3D, Berger Kinos, Frankfurt:
Der erste "reguläre" 3D-Film - also außerhalb von IMAX oder Sondervorführungen -, den wir im Kino sehen, zugleich auch der erste "reguläre" Besuch eines D-Cinema. Haben wir die Zukunft gesehen?
Es ist schon verwunderlich, dass ausgerechnet ein Stadtteilkino wie das Berger, als (meines Wissens) erstes Kino Frankfurts und nicht eines der modernsten oder schönsten auf D-Cinema umsteigt. Das Bild ist sehr gut, klar, man kann nicht behaupten, dass digitale Projektion schlecht wäre, noch dazu sind die Leinwände des Berger nicht so groß. Das Flair des Kinos an sich und die moderne Technik, die man eher in Großkinos erwartet, wollen aber nicht so recht zusammen passen. Aber so empfinden geschweige denn das bemerken werden die allerwenigsten.
Vom 3D-Effekt hatte ich mir mehr erwartet. Ghosting in dunklen Sequenzen war zwar nicht mehr feststellbar. Aber einerseits füllte die Leinwand nicht das Blickfeld, so dass man eher das Gefühl hatte, durch ein Fenster in eine 3D-Welt zu schauen als dass sie einen umgab. Andererseits fiel die Bewegungsunschärfe deutlich mehr auf als in 2D, und bei schnellen Bewegungen kam es oft zu leichtem Stottern und Asynchronität der 3D-Bilder, so dass Effekt und Wahrnehmung gestört wurden. Diese Überbetonung des Apparatus reißt einen leicht aus dem Geschehen.
28.01.08, Comrades in dreams, Kino in der Brotfabrik, Bonn:
Erstaunlich: der Film, dem ich so entgegengefiebert habe, hat mich eigentlich enttäuscht. Vielleicht war die Erwartungshaltung zu groß nach all den Wochen. Aber ich habe Kinomacherfilme gesehen, die mich weit mehr angesprochen haben.
Der Film beginnt mit einer vielversprechenden Struktur: man sieht die Kinomacher reihum bei der Beschaffung der Filme, der Vorbereitung der Vorführung, dem Kartenverkauf etc. Diese Dramaturgie der Filmvorführung kam mir im Film immer mehr abhanden. Der eigentliche Höhepunkt hätte für mich das Publikum sein müssen, das den Film erlebt, diese Szenen gehören aber zu den schwächsten des Films, und das Aufräumen hinterher fehlt fast ganz. Kaum ein Blick in einen Vorführraum, dafür viele lange Monologe über die Rahmenbedingungen des Lebens. Filmtheater sind in diesem Film mehr der Katalysator, über den einige Persönlichkeiten vorgestellt werden.
Am stärksten beeindruckt hat mich die Szene, die die Minuten kurz vor Einlass in das indische Zeltkino schildert. Ein gigantisches Zelt in der Nacht, in das LIcht von Flutlichtscheinwerfern getauscht, von einem hohen und kräftigen Zaun umgeben, der nur mit Mühe den Massen tausender Menschen standhalten kann, die dagegen drängen und Einlass begehren. Eine stark verzerrte Lautsprecherstimme heizt die Massen an, immer wieder muss das Personal Leute davon abhalten, über den Zaun zu steigen. Das ist nicht Kino, wie wir es kennen. Die Szene ist von immenser Bedrohlichkeit, mit den Bildern assoziiert man Militärcamps, Flüchtlingsandrang und dergleichen. Dann werden schmale Lücken im Zaun geöffnet, kaum dass ein Mensch durchpasst. Mehrere Mitarbeiter versuchen den hereinrennenden Menschen, die Eintrittskarten zu entreißen. Frauen mit Kindern auf dem Arm - die Kinder weinen und schreien nicht, sehen nicht einmal beunruhigt aus! -, eine alte Frau wird an das Metallgestände gedrückt, es scheint weh zu tun.
In Afrika: Männer streiten sich um die "Startkopie" eines Films von 2004. Die Filmrollen sind vom Transport vieleckig statt rund, vielleicht auch verwölbt, so genau vermag man es auf den kurzen Blick nicht zu sagen. Die Koreanerin sagt beim Abendessen: "Wir sollten einen Film über Ganzjahresgemüse zeigen."
Was für Probleme haben wir eigentlich?
01.02.08, Die Band von nebenan, Neue Filmbühne, Bonn:
Wir sind zu früh, nutzen die Zeit, um einer Entdeckung nachzugehen, die wir bei der Parkplatzsuche einen Block weiter gemacht haben. Ein großes Gebäude im Dunkeln, im Vorbeifahren ein kurzer Blick und die sofortige Gewissheit: das muss ein Kino gewesen sein. Richtig: Das Gebäude, das eine Sportkneipe und einen Biomarkt beheimatet, ist das ehemalige Odeon-Kino in Bonn-Beuel. Ein klassischer Kinobau, groß und funktional. Dahinter liegt die Brotfabrik. Dort drängt sich ein Kino in einen Raum, der weder von der Größe noch von der Form her wirklich dafür geeignet ist. Was ist hier falsch gelaufen?
Beim Betreten des Saals der Filmbühne erschrecken wir: Der Saal ist viel kleiner als erwartet, karger Holzdielenboden, die Leinwand steht größenmäßig in keinem Verhältnis zum Raum, ist mehr wie ein Großfernseher in die Wand eingebettet. Es ist egal, der Film - eigenartig übrigens, dass er hier läuft, er hätte eher ins Rex gepasst - rettet alles. Er nimmt das Publikum mit, Tiefe und Timing der Lacher stimmen, an manchen Stellen fühlt man sich an Tati erinnert. Auch, weil hier und da ein Zuschauer vereinzelt lacht. Nicht mehr über den Film - den sollen Sie selber sehen.
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