Sonntag, 30. Mai 2010

Im Hyperraum

Ich habe mir tatsächlich vor zwei Wochen doch noch Avatar im Kino angesehen - erstaunlich nicht nur, dass der Film immer noch läuft, sondern dass er auch gut besucht war. Ich wurde angenehm überrascht. Avatar ist zwar weder intelligent, noch epochal, noch stilbildend, aber ich wurde zweieinhalb Stunden lang gut unterhalten und habe den Kinobesuch nicht bedauert. Das ist weit mehr, als ich zu hoffen gewagt hätte und als ich üblicherweise über große, bunte Hollywoodfilme sagen darf. (Am Rande: der Trailer war ja auch etwas irreführend und versprach ein fortwährendes Schlachtengetümmel, das der Film glücklicherweise nur im vertretbaren Maß einlöste)

Diese 3D-Sache - nun ja. In Avatar wird ja nach meinem Empfinden mit dem Effekt sehr sparsam umgegangen. An manchen Stellen hinterlässt das eine gewissen Enttäuschung, weil man sich das etwas spektakulärer vorgestellt hätte, aber dafür hatte ich den Eindruck, dass sich der Effekt auch weniger schnell verbraucht als das sonst der Fall ist. Alles in allem ist 3D etwas, worauf ich im Kino auch verzichten könnte, und nach einigen Filmen dieser Art möchte ich fast sagen, in dem meisten Fällen hätte es auch 2D getan.

Bestärkt hat den Eindruck ein kleines Experiment: ich habe mir Avatar in Full HD auf Blu-Ray zu Hause angesehen. Die Full-HD-Auflösung hinterlässt bei mir auch nach Monaten mit einem solchen Fernseher immer noch ein Staunen, den aus dem Kino bekannten 3D-Effekt habe ich dagegen keine Minute vermisst.

In beiden Punkten scheine ich aber etwas anachronistische Sehgewohnheiten zu haben: die Schärfe und Anmutung des digitalen Bildes hinterlassen bei mir immer noch einen Beigeschmack von Hyperrealität - das lebendige Filmkorn oder eine normale DVD-Auflösung machen da oft einen "wirklicheren" Eindruck auf mich. Ähnlich verhält es sich bei 3D, man fällt über dem Staunen über einen guten Effekt schon mal aus der Handlung und wird sich der Schausituation (Gruß an den Elfenbeinturm: des Dispositivs) bewusst. Was zwischendurch mal ein ganz brauchbares Aha-Erlebnis ist. Dem untrainierten Kinobesucher geht bei diesem Blick in den Hyperraum hoffentlich ein Licht auf. Und lasst die Finger von 3D-Fernsehern, das ist Unfug.

Freitag, 30. April 2010

Der Fluch der Kleinstadt

Kaum geht man ins Kino, schon kann man was erleben. Ja, eh klar. Aber: Vor wenigen Wochen im Kino gewesen, mitgefiebert: "Verblendung". Der Saal: So voll wie sonst nur bei Arthouse- und Wohlfühlfilmen, kaum noch einen Platz bekommen, aber in fröhlicher Gesellschaft von Zuschauern mit und ohne das Hintergrundwissen aus den Büchern den Film genossen. Interessanter Marketingzug: Noch vor Durchlaufen des Abspanns wurden Szenen aus dem zweiten Teil der Trilogie gezeigt, der ja bekanntlich schon Start am 04. Februar hatte, ein Tag, der an jenem Kinoabend bereits in der Vergangenheit lag. Aber wir Kleinstadt-Bewohner halten ja unserem Kino die Treue und warten geduldig, bis sich auch hierher endlich eine Kopie verirrt.

Am 16. April war's dann endlich so weit: Freitag abend, 20 Uhr. Der Tag hatte sich in die Länge gezogen, immer wieder der Blick zur Uhr: Wann ist es nur endlich soweit? Wann? Nur die Klügsten kommen durch, und so hatte ich beschlossen, extra früh zu fahren, um auf jeden Fall noch einen guten Platz zu ergattern. Reservieren wollte ich nicht, erstens: So bleibt es spannend, zweitens: Welche Reihe ist die beste? Reihe 5? Reihe 6? Reihe 5? Reihe 6? Lässt sich irgendwie immer nur durch das persönliche In-Augenschein-Nehmen klären.

Erste Verwirrung, als mich auf dem Parkplatz hinter dem Kino gähnende Leere erwartete. Aber: Ha! Ich war ja schlau! Es war ja auch noch nicht einmal halb acht! Allerdings saß dann noch nicht mal jemand an der Kasse im Kino, was mich doch ein wenig stutzig machte. Lange Zeit blieb ich allein, durfte dann endlich eine Karte kaufen und vermittelte dem Kinobetreiber nebenbei noch Einblicke in die Abgründe des ersten Teils. Da dann doch noch zwei weitere Gäste kamen - mittlerweile war es bereits kurz vor acht - habe ich mich mit der Betreiberin im Kinosaal weiter unterhalten. Wo sind all die Gäste hin?


Tatsächlich hatten den ersten Teil an jenem Abend, an dem auch ich im Kino gewesen war, sehr viele Leute gesehen, die im Anschluss an den Film zum Telefonhörer gegriffen haben: Also, so etwas furchtbares! So grausam! So brutal! Nein, den Film würde ich mir an Deiner Stelle nicht ansehen! Prompt kamen für die nächste Vorstellung die Reservierungsabsagen nur so gehagelt. Einige wenige trauten sich dann doch noch für den zweiten Teil zu reservieren, aber auch hier gab es wohl wieder Telekommunikation, und so sagten wieder zwei große Gruppen ab. Man kennt sich halt.

In diesem Sinne: Allen Kinolabor-Lesern einen schönen 1. Mai und: Trau'n Sie sich was! Gehen Sie ins Kino! Sie werden sehen, es lohnt sich. Und wenn's nur wegen der Insiderinfos ist. ;-)

Samstag, 3. April 2010

Ki-Notes

Ich war vor kurzem für ein paar Stunden in Berlin (und verbunden damit ein paar Stunden mehr im ICE) und habe die Gelegenheit genutzt, mir unterwegs die ungefähr drei Stunden Berlinale Keynotes zur Zukunft des Kinos anzuschauen und mir dazu meine Gedanken zu machen.

Alles in allem waren Vorträge und Diskussion wenig erleuchtend. Was etwa soll man von dem Statement halten, dass 3D die Wahrnehmung des Films ändert, weil es aufregender sei? Ist „aufregender“ neuerdings eine grundlegende Wahrnehmungsänderung?

Kunst kommt nicht von Können

Gut gemeint war sicher auch der Kommentar, dass Kinos ein „environment for art“ seien. Dabei kann man durchaus darüber streiten, ob Film per se Kunst ist. Mit den Worten des Filmrestaurators Nicola Mazzanti, die ich immer wieder gerne zitiere: „Film is not art. But there are films which are meant to be art.“ Es gibt solche und solche Filme. Ich sehe auch gerne mal welche, bei denen ich ohne zu Zögern zugebe, dass sie keine Kunst sind – selbst wenn sie vielleicht handwerklich oder inhaltlich solide gemacht sind. Es mag filmpolitische Hintergründe haben, Film als Ganzes immer gleich als Kunst hinzustellen. Die Gleichsetzung von Film mit Kunst ist ein filmpolitischer Reflex. Solange die per Programmpreis subventionierten Kinos sich überwiegend dem anspruchsvollen Film widmen, lasse ich das gerne gelten. Aber die Grenzen sind da schon sehr fließend – deswegen auch „überwiegend“ und „anspruchsvoll“. Ein „ausschließlich“ und „Kunst“ trifft wenn überhaupt nur auf Einzelne zu.

Wer hat’s erfunden? – Auf jeden Fall nicht die Schweizer

Ebenfalls zum Topos des Kinos ist es geworden, wechselweise den 1. November 1895 und den 28. Dezember 1895 als Geburtsstunde des Kinos zu bezeichnen. Auch in den Keynotes fällt mal das eine, mal das andere Datum. Grundsätzlich kann man beide Daten aus zweierlei Perspektive bewerten: aus der Technikgeschichte des Mediums heraus und aus der Konkurrenzsituation zweier technischer Lösungsansätze im Jahre 1895. Aus der ersten Perspektive sind beide Daten nur relativ beliebige Punkte auf einem langen Weg, auf dem sich verschiedenste Beobachtungen und Erfindungen physikalischer, chemischer und mechanischer Art – camera obscura, laterna magica, Fotografie und viele mehr – zu einer neuen Apparatur verbinden. Einer Apparatur, zu der es viele verschiedene Varianten gibt. Zwei davon sind das Bioskop der Skladanowskys und der Cinématographe der Lumières. Beiden ist gemein, dass mit ihnen zum ersten Mal etwas hergestellt wird, was der Kinosituation, wie wir sie heute noch kennen sehr nahe kommt (in Berlin etwas früher als in Paris). Technisch sind sie sehr unterschiedlich, der Cinématographe ist deutlich ausgereifter und entwicklungsfähiger. Seinem Funktionsprinzip folgt die bis heute eingesetzte 35mm-Technik. Also: Erfinder des Kinos – keiner von beiden, weil zu viele elementare frühere Erfindungen, auf denen die Technik aufbaut, vernachlässigt würde; erste öffentliche Filmvorführung – vermutlich Skladanowsky; Erfinder der bis heute verwendeten Technologie – Lumière. Setzen Sie Ihre Prioritäten bitte selbst. Eins der besten Werke zur Technikgeschichte des Films ist übrigens „Audiovisionen“ von Siegfried Zielinski.

Zurück in die Zukunft

Ein großer Teil der Berlinale Keynotes drehte sich um Kinoarchitektur. Vorrangiges Symptom des Niedergangs: Kinos werden nicht mehr Filmtheater, sondern Multiplex genannt. Das zieht die üblichen Vergleiche mit sich. Sie sind nicht unbedingt originell oder stichhaltig, aber unterhaltsam formuliert. Multiplex-Bashing à la Wolfgang Novak klingt z.B. so: „Multiplex architecture is modeled on boxes, which normally are used for fast food. […] People digesting their food have become the […] soundtrack. Multiplexes accelerate the meaninglessness of cinemas.“ Er stellt die Frage: wo sind die Architekten, die Kino wieder zu einem Ort urbanen Lebens machen können? - - Gegenfrage: ist es urbanes Leben nicht zunächst mal eine Frage der Stadtplanung und dann der Architektur?

Stararchitekt Norman Foster erinnert sich mit Wehmut an seine Kindheit: „When designing for the future, I also have to look at the past.” Auf die Glanzzeit des Kinos zu blicken, kann sicherlich eine wichtige Inspiration geben. Aber wir müssen das Kino auch neu denken, zeit-gemäß und an die gegenwärtige Kultur und Gesellschaft angepasst. Kino war damals nicht nur architektonisch anders. Es erhielt auch einen anderen Rahmen durch den Service und das Ambiente, das dort geschaffen wurde. Livriertes Personal, Garderoben, Erfrischungstheken, Filmvorführungen mit Pause zum Flanieren, farbige Licht- und Wasserspiele im Vorprogramm wurden geboten. Norman Foster erzählt, wie Kino Glamour in die Welt der Arbeiter brachte. Seinen Höhepunkt erreichte das Kino in den USA in den 30er und 40er Jahren, in Deutschland in den 50ern. „The combination of the car and the falling attendancies in the 50ies, 60ies and 70ies finally put the knife in the cinema as we know it.” Heute sind Multiplexe eine “kafka-like world of little boxes”. Und der Verfall geht weiter. Filme kann man auf dem Handy, im Auto oder wo auch immer im Privaten sehen. „Does that hasten the death oft he cinema? I don’t believe it does. I’m sure we have the potential to re-invent the cinema to bring it in a way to a new era,” so Foster. Als Beleg dafür sieht er unter anderem steigende Box-Office-Zahlen. Aber die Umsätze steigen auch, wenn weniger Menschen (überproportional) mehr Geld für Kinokarten ausgeben. Kein wirklich starkes Argument also. Foster sieht aber auch bei seiner Arbeit eine neue Tendenz zu sozialen Räumen. Ganz besonders übrigens in der Wissenschaft. Wenn Foster Gebäude für Wissenschaftler plant, stellt er fest: Wissenschaftler stellen keine Fragen nach Laboren. Denn die sehen sie als selbstverständlich an. Aber sie fragen nach “social spaces”. Denn neue Ideen entstehen weniger beim Brüten im stillen Kämmerlein, sondern vor allem beim zwischenmenschlichen und interdisziplinären Austausch. Foster kommt auch auf den „public living room“ zu sprechen. Beim public viewing zur Fußball-WM ist das Kollektiverlebnis gefragt – da hat auch das Kino eine Chance, findet er. Und noch eine Beobachtung fügt er an: „We can all work at home. Do we all work at home? Do we hell. We gather together because of the social richer congregating.” Foster schildert eine konkrete Zukunftsvision, die er vom Kino hat. Für ihn ist der Flughafen einer der Räume, die unsere heutige Zeit am besten beschreiben. Also stellt er sich Kinos an Flughäfen vor, die 20minütige Spielfilme zeigen, während man auf den Flug wartet. Nette Idee, das gab es aber früher schon an Bahnhöfen, es nannte sich AKI (Aktualitätenkino) und hat die Zeit nicht überdauert.

Wolf D. Prix von Coop Himmelb(l)au zeigt Bilder und Animationen von Kinos, die spektakulär gebaut sind, aber auf den ersten Blick nicht zum Verweilen anregen. Es handelt sich um Stadion- oder Messearchitektur, die am besten vom englischen Wort „vast“ beschrieben wird. Auf die Spitze getriebene Sony-Center. Sein Lieblingsentwurf gruppiert sich um eine gigantische überdachte Freifläche. Open Air ist zwar nicht die Neuerfindung des Kinos, aber zugegebenermaßen setzt es zumindest ein Trend. Im Open-Air-Kino erreichen alte Filme, die im geschlossenen Kino kaum noch jemand sehen wollte, teils ungeheure Zuschauerzahlen. Oft habe ich sogar das Bedürfnis, Open-Air-Kino erreicht vollkommen andere Zuschauer. Woran liegt das? Warum übersetzt das Freilufterlebnis eines Films das Kino in heutige Bedürfnisse?

Eine Merkwürdigkeit am Rande

Wer auf Multiplexe schimpft, muss auch auf digital schimpfen. Das passt gut zusammen und ich tue es auch gern. Vor allem, weil beides nicht schlecht gedacht, aber meist schlecht umgesetzt ist und einer argumentativen Zwangsläufigkeit folgt, der ich mich verweigere. Nun, einer der Keynotes-Redner spricht über eine MIT-Studie, laut der digitalisierte Bilder nicht in unserem Langzeitgedächtnis haften blieben. Bitte wie? Das würde man gern genauer wissen. Bis jetzt konnte ich dieser Studie leider nicht auf die Spur kommen. Denn die Lebenserfahrung sagt etwas anderes. Digitale Projektionen erschienen mir bis jetzt nicht flüchtiger als analoge, auch wenn sie mich inhaltlich oder technisch weniger beeindruckten als manche analoge. An der gewagten These gibt es auch noch einen anderen Haken: das menschliche Auge sieht überhaupt keine digitalen Bilder, denn es ist ein analoges Instrument. In Bits und Bytes codierte Bilder müssen erstmal wieder umgewandelt und in für uns wahrnehmbare Reize übersetzt werden. Wir schieben die Datenträger schließlich in tolle elektronische Geräte, nicht in den Mund.

Am Ende wird alles gut

Neben Prix‘ Monstrositäten nimmt sich die Vision von Marin Karmitz (MK2 Cinémas) gerdazu bescheiden aus. Doch der erste Eindruck täuscht. Seine Vision ist nicht architektonischer, sondern sozialer Natur – und wahrscheinlich gerade deswegen so überzeugend und so erfolgreich. Er erzählt, wie es ihm mit Kinos gelungen ist, das Gesicht von Stadtteilen und das Leben dort zu verändern: aus finsteren Ecken, wo man sich abends nicht aus dem Haus traute, wurde in jahrelanger mühsamer Arbeit wieder ein Lebensraum. Das Kino gab den Menschen dort einen Grund, auszugehen und sich aufzuhalten. Das Kino bildete einen neuen sozialen Raum, zog Menschen an. Diese veränderten nach und nach die Umgebung – und sich. Jugendliche, die sich erst als Störer ins Kino einschlichen, kamen später regelmäßig als reguläre Besucher – obwohl alle Filme in der Originalfassung oder als OmU liefen.

Nicht umsonst sagt Karmitz: „Kino ist Licht in jeder Bedeutung.“ Von allen Rednern bei den Keynotes scheint er derjenige zu sein, der tatsächlich „une autre idée du cinéma“ hat.

Sonntag, 7. März 2010

Verrückt - auf die gute Art

Wir ziehen den Hut: Quentin Tarantino hat das gemacht, was alle machen sollten, die genug Geld haben, aber keinen 35mm-Projektor bedienen können: Er hat ein Kino gekauft. Laut FAZ-Bericht hat er das auf Filmklassiker und Independent-Produktionen spezialisierte New Beverly Cinema, das er schon als Jugendlicher besuchte, damit davor bewahrt, von einer großen Kette geschluckt zu werden. O-Ton:
"Solange ich lebe und solange ich reich bin, wird es das New Beverly hier geben und Double Features in 35mm."
Womit mal wieder bewiesen wäre, dass man als Kinobetreiber ein bisschen verrückt sein muss.

Strange Days

Bei Ausübung meines Brötchenerwerbs bin ich neulich auf ein Heftchen mit dem Titel "Großes Kino" gestoßen. Natürlich habe ich es sofort an mich gerissen und verschlungen, denn in der Branche, in der ich tätig bin, ist die Begegnung mit dem Wort Kino eine once-in-a-lifetime-Erfahrung. Entsprechend abwegig war der konstruierte "Zusammenhang" dann auch. Aber sehen Sie selbst: hier klicken.

Wobei ich zugeben muss, dass "Vier Fäuste für ein Halleluja" als durchaus originell zu werten ist und mir zumindest ein nachsichtiges Lächeln abgerungen hat.

Sonntag, 28. Februar 2010

Der Turm(ab)bau zu Frankfurt

CineStar leitet schonmal das schleichende Ende des Turmpalasts ein und übernimmt dessen Originalversionen ins Programm des Metropolis. Die Stadt zeigt sich inzwischen etwas unentschlossen, was den Umgang mit dem Thema angeht.

Der Eigentümer der Immobilie ist entschlossen, das Geld für eine Sanierung nicht aufzubringen - nachvollziehbar, den um aus dem Turmpalast wieder ein Top-Kino zu machen, müsste man eigentlich alles entkernen und bei null anfangen. Die Lage wäre reizvoll für ein Kino, mit dem Metropolis direkt nebenan und den E-Kinos in Gehweite ist die Strecke zwischen Hauptwache und Eschenheimer Tor geradezu eine Kino-Meile. Heutzutage undenkbar, vor allem, da sich das Programm nicht unterscheidet. In dieser Zange konnte der Turmpalast bisher nur durch seine Originalversionen überleben - und für die ist ja offenbar auch im Metropolis Platz.

Das vorgelegte Konzept zur Neubebauung scheint aber nicht so richtig anzukommen. Der Verlust des Kinos ist wohl leider nicht der vorrangige Grund dafür, sondern eher verworrene Eigentumsverhältnisse und widersprüchliche Planungen.

Der FAZ ist es hoch anzurechnen, dass sie das Thema auch in einem zweiten Artikel in eine stadtplanerische Perspektive rückt. Soviel Ganzheitlichkeit wird Filmtheatern meist nur noch in kleinen Städten zuteil.

Im Turmpalast ist die Vorführung so desolat wie eh und je. Fallen Ton oder Bild in den ersten zwanzig Minuten aus, gibt es das Geld zurück. Da weiß man schon nicht mehr, ob es Horror oder Kult ist.

Von nix kommt nix

War kürzlich mit einem Freund in Aschaffenburg bummeln, da durfte ein Blick ins Casino nicht fehlen. Schon der erste kurze Eindruck bestätigte die hohe Meinung, die man landauf, landab von diesem Kino hat: Schön hergerichtete Fassade (siehe auch die Bilder "Das alte und das neue Casino" auf der Homepage), im Foyer ein schicker Coffee Shop, der auch unabhängig vom Kino einlädt und an einem normalen Samstag mal eben sieben Vorstellungen in zwei Sälen. Die Projektion, habe ich mir sagen lassen, soll sehr gut sein. Das Haus vereint alte und neue Architektur - es gibt einen modernisierten klassischen Saal und einen neu hinzugekommenen, die Fassade wurde aufgepeppt, der Zugang zum Projektionsraum hat aber immer noch den ursprünglichen Außenzugang. Alles sehr gelungen. Kein Wunder, dass das Casino im Dezember vom FFF als bestes Kino Bayerns ausgezeichnet wurde.

Sonntag, 21. Februar 2010

Neue Kinos braucht das Land

Sehr stark: in Würzburg ist eine Initiative am Start, die sich für den Erhalt bzw. die Wiederbelebung eines Programmkinos einsetzt. Ins Auge gefasst wird die Gründung einer Genossenschaft. Klar, dass der unermüdliche Ritter Friedrich vom Aalener Kino-Orden dazu was zu sagen hat. Siehe dazu den Lokal-TV-Beitrag als Bewegtbild auf TV Touring. Der Stand der Dinge lässt sich verfolgen im Blog programmkino-wuerzburg.de .

Ist ein Arzt im Saal?

Die hier sind nach dem Exbundeskanzlerprinzip definitiv reif für den Doktor: Wanaka movie theatre. Ziemlich genau so würden wir uns ein Kino vorstellen, in dem man den ganzen Abend verbringen kann und möchte. Gut, bei der Einrichtung haben wir vielleicht einen etwas anderen Geschmack. Aber wie der Rheinländer sagt: jeder Jeck ist anders.

Ab zum Arzt

Vergangenen Sonntag wurde bei den Berlinale Keynotes vier Stunden über die Zukunft des Kinos diskutiert. Wer wie ich nicht die Gelegenheit oder das Sitzfleisch hatte, die Diskussion live im Internet zu verfolgen, kann das jetzt häppchenweise auf der Homepage der Berlinale tun.

Ich bin gespannt, ob Helmut Schmidt ein paar von den Leuten wegen Visionen zum Arzt geschickt hätte.