In der letzten Ausgabe des Filmecho verkündete der Zukunftsforscher Michael-A. Konitzer, das Kino der Zukunft müsse
Der Gedanke, dass einem passende Filme empfohlen werden, ist ja an sich schön und gut, vor allem, wenn es sich um solche handelt, auf die man selbst nicht gekommen wäre. Dass eine dumme Maschine das tun soll (seh'n Sie sich "Ihre" amazon-Empfehlungen doch mal an), ist schade. Wäre das nicht Aufgabe der Kinomacher und ihrer Programmhefte? Oder der Filmkritik, statt einem das Ende zu verraten oder die Lust zu vermiesen? Diese beiden haben vor allem auch eine ganz andere Möglichkeit: einem Filme ans Herz zu legen, in die man allein anhand der Inhaltsangabe nicht gehen würde. Zu den größten Aufgaben von Filmkunstkinos gehört es schon heute, ihr immer weniger experimentierfreudiges Publikum dazu zu bringen, sich auch mal Filme anzusehen, die abseits des Gängigen liegen.
Ich möchte auch nicht jedesmal wie Herr Konitzer einem Platz neben meinem "Lieblings-Kinositz-Nachbarn" reserviert bekommen - erstens, weil ich das selber kann, weil ich mit ihm respektive ihr zusammenlebe, zweitens, wenn das alle tun würden, säße man ja immer mit fast den selben Leuten im Saal. Wo bleibt denn da die Spannung?
Und was die Communities angeht, sollte er auch mal lesen, was Roland Keller dazu in der Jubiläumsausgabe des Filmecho schrieb:
"seine Chance als Ereignis-Raum, in dem Menschen die klassichen sinn- und community-stiftende Erfahrung eines gemeinsamen Erlebnisses sinnlich erfahren" (Nr. 3/2008, S.14)nutzen. Seine Vorstellung geht in Richtung der amazon- und iTunes-Cookies, die einem noch mehr von dem empfehlen, was man ohnehin schon gekauft hat.
"Oft bekommt man nicht einmal einen Newsletter von seinem Lieblingskino, geschweige, dass mir dort gezielt und intelligent ein Film empfohlen wird. Solange es Online-Tickets nicht wirklich günstig und einfach zu kaufen gibt, wird mein Kino mich undmeine Sehgewohnheiten auch nie kennen lernen. Geschweige denn, dass man vielleicht Gruppen und Cliquen anspricht und ein Gemeinschaftserlebnis initiiert und organisiert." (ebd.)Soweit ich die Präsentationen der letzten HDF-Kongresse verstanden habe, unterstützen die gängigen Kundenbindungssysteme der großen Ketten derartige Funktionen durchaus, und sie erfüllen weniger den Zweck der community-Bildung, sondern mehr den, etwas zu verkaufen, nach dem Motto: wer die letzten drei Ben-Stiller-Filme gesehen hat, wird sich wahrscheinlich noch einen reinziehen.
Der Gedanke, dass einem passende Filme empfohlen werden, ist ja an sich schön und gut, vor allem, wenn es sich um solche handelt, auf die man selbst nicht gekommen wäre. Dass eine dumme Maschine das tun soll (seh'n Sie sich "Ihre" amazon-Empfehlungen doch mal an), ist schade. Wäre das nicht Aufgabe der Kinomacher und ihrer Programmhefte? Oder der Filmkritik, statt einem das Ende zu verraten oder die Lust zu vermiesen? Diese beiden haben vor allem auch eine ganz andere Möglichkeit: einem Filme ans Herz zu legen, in die man allein anhand der Inhaltsangabe nicht gehen würde. Zu den größten Aufgaben von Filmkunstkinos gehört es schon heute, ihr immer weniger experimentierfreudiges Publikum dazu zu bringen, sich auch mal Filme anzusehen, die abseits des Gängigen liegen.
Ich möchte auch nicht jedesmal wie Herr Konitzer einem Platz neben meinem "Lieblings-Kinositz-Nachbarn" reserviert bekommen - erstens, weil ich das selber kann, weil ich mit ihm respektive ihr zusammenlebe, zweitens, wenn das alle tun würden, säße man ja immer mit fast den selben Leuten im Saal. Wo bleibt denn da die Spannung?
Und was die Communities angeht, sollte er auch mal lesen, was Roland Keller dazu in der Jubiläumsausgabe des Filmecho schrieb:
"Wenn im Internet-Business von Communities gesprochen wird, dürften viele in der Kinobranche sagen: 'Oh, hat man das auch schon begriffen...' Erfolgreiche Kinoarbeit erfordert ein Kennen und Leiten seiner Zuschauergruppen [und mit 'Kennen' sind wohl kaum Cookies und Datenbanken gemeint, Anm. d.A.], um sie im Wettbewerb des Freizeitmarktes zu führen und zu binden. Dazu gehört die Kunst des Programm-Machens, die Positionierung der Häuser, die Ansprache der Zielgruppen - eine Kompetenz, die auch durch den Wettbewerb, durch den Zwang zur Differenzierung gegenüber den anderen Medien gewachsen ist." (60 Jahre filmecho/filmwoche, S.42)Richtig: Kino ist Community. Und zwar die der Kinogänger. Ich weiß nicht, wo ich es neulich gelesen habe, aber dem Kino wird zugeschrieben, mit dem technischen Wandel wie zuvor Oper und Theater zum Liebhaber-Medium zu werden oder geworden zu sein. Wer hingeht, ist schon Teil der Community.
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