Donnerstag, 17. Januar 2008

Lokalzeit

Anfang dieser Woche war ich - ungeheuerlich! - montags im Kino. Wenig günstig, was Arbeits- und Schlafenszeiten anging, aber die Gelegenheit durfte man sich nicht entgehen lassen: Im Kino in der Brotfabrik lief Ohne Baedeker durch Bonn, ein Film aus dem Jahr 1949/50, der erst 2003 wiederentdeckt wurde. Nachdem er wieder in spielbaren Zustand gebracht worden war, wurde eine Filmkopie der Bonner Kinemathek als Dauerleihgabe überlassen und entwickelte sich dort zum Publikumsliebling. Auch das dazugehörige Buch und die DVD sollen schon an die 5.000 mal verkauft worden sein.

Vor Filmbeginn gab es eine Einführung, während der der Kinomacher sich nur schwer beherrschen konnte, in seine geistigen Archive der Bonner- und der Filmgeschichte hinabzusteigen und das Publikum vor leerer Leinwand mit Anekdoten zu Entstehung, Inhalt und Restauration des Films zu unterhalten - womit der Abend sicherlich auch gut angelegt gewesen wäre. Nicht vergessen wurde auch der Hinweis auf "glaubt ja nicht, dass ihr eure DVDs in 50 Jahren noch gucken könnt" und "ist nicht der größte Film aller Zeiten, aber..."

Nach dieser Ankündigung hätte man Schlimmeres erwarten können. Die Rahmenhandlung des Image-Films (so müsste man das Genre heute vermutlich nennen) war vorhersehbar naiv und provozierte die vorhersehbaren Lacher unfreiwilliger Komik - aber schön war's. Und wie jeder Film, der in der Stadt gedreht wurde, aus der das Publikum stammt, gab es bei jedem Platz, jedem Haus und jeder Straßenecke ein kollektives Murmeln des Wiedererkennens. Faszinierend, dass dies auch in einer von Medien durchdrungenen Welt nach mehr als 100 Jahren Filmvorführungen so geblieben ist.

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