Ein Thema, das mich naturgemäß beschäftigt, ist der Nachwuchs in der Filmtheaterbranche. Gehen Sie auf ein großes Branchentreffen und sehen Sie sich um: kaum einer unter 35. Die jungen Leute sitzen zwar im Kinosaal, sie stehen auch hinter dem Concessiontresen oder am Projektor, aber als Berufsbild über den Studentenjob hinaus scheint der Kinomacher oder der Theaterleiter weitgehend passé zu sein.
Noch ist das nicht weiter tragisch, denn es gibt genug "alte Hasen" (die soo alt dann ja meist auch nicht sind), die hervorragendes Kinos machen und bei denen noch lange nicht Schicht im Schacht ist. Gottlob sind viele Leute der ersten Programmkinogeneration noch im Geschäft, denn ohne sie fiele ein tiefer Schnee. Aber ich habe auch schon mit Kinomachern gesprochen, die mir sagten: "Bei uns im Kino sind immer weniger junge Zuschauer - ist ja auch kein Wunder, woher soll ich mit 40 denn wissen, was einen 18jährigen interessiert?" Kino von jungen Erwachsenen für junge Erwachsene auf einer breiten Basis, das war einmal zu Zeiten der Filmclubbewegung.
Beim HDF gibt es eine Initiative, die sich "Next Generation" nennt. Ich habe beim HDF-Kongress davon gehört und war sehr gespannt drauf, die Leute kennen zu lernen und mit Ihnen in Austausch zu treten - bis ich erfahren habe, dass es sich da weniger um Nachwuchs von außen, als vielmehr um die Familiennachfolge der "Kino-Rentner" handelt. Das Gruppenfoto sah nicht gerade danach aus, als sei der bunte Haufen frisch von der Schule oder Uni.
Das ist natürlich schade, denn Neueinsteiger könnten den frischen Wind in die Branche bringen, der im Moment so ein bißchen fehlt. Der Schwung, den die Programmkinomacher in den Siebzigern reingebracht haben, hat lange gehalten, die Multiplexe haben in den Neunzigern dann noch ein bißchen was durcheinandergewirbelt, aber die Digitalisierung heute scheint auf der Konzeptebene (trotz potentieller Flexibilisierung des Abspiels in allen erdenklichen Dimensionen) wenig Innovationen zu bringen. Es muss ja nicht gleich ein "Papas Kino ist tot" Aufguss werden, dafür sind wir alle zu sehr Traditionalisten, aber ein wenig vom damaligen Geist könnte nichts schaden.
Jetzt können Sie mich natürlich fragen, warum ich nächste Woche nicht auf der Filmkunstmesse bin, um den Altersdurchschnitt zu senken (ein paar Jahre sollte mir das noch gelingen). Wäre ich ja gerne, aber ich habe keinen Urlaub. Denn für den Berufseinstieg musste ich mich für eine andere Branche entscheiden, so schwer es mir auch fiel. Meine Kinobegeisterung ist hier nicht von Interesse, und ich habe auch keine Möglichkeit, meine Ideen umzusetzen - aber hier ist ein junger, kreativer Mensch gefragt. Im Gegensatz zu meiner Erfahrung aus der Filmtheaterbranche auch ohne Berufserfahrung und kaufmännische Ausbildung. Und ich werde sogar gut genug bezahlt, um Wohnung und Lebensunterhalt zu finanzieren. Freilich, die Karriere vom Vorführer zum Kinobetreiber oder der Blindlings-Einstieg durch Übernahme eines Kinos hätte mir trotzdem offengestanden (Kinos wurden uns unterwegs genug angeboten) - aber so Kino zu machen, wie ich mir das vorstelle, ist leider wirtschaftlicher Selbstmord. Das hat mir leider jeder bestätigt, der so Kino macht.
Wenn es uns gelingen könnte, den Erfahrungsschatz der Programmkinoleute der ersten Generation mit den Ideen der jungen Kinofans zusammenzubringen und auch mal die zu fragen, die nicht mehr hingehen, dann würden daraus vielleicht auch die innovativen Ideen entstehen, die Kino auch wirtschaftlich wieder interessant machen. Und dann könnten wir die "Zukunft des Kinos" auch mal auf beiden Seiten des Projektors diskutieren.
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