Ein heikles Thema, aber eins, das die Kinomacher beschäftigt. Gerade von den Betreibern kleinerer Häuser hört man immer wieder Haarsträubendes.
Kurios war etwa der Fall, als wir in einem Kino mit besonders niedrigen Eintrittspreisen einen Preisaushang entdeckten, der nur für Filme eines bestimmten Verleihers einen höheren Eintrittspreis auswies. "Die hatten ein bestimmten Mindestbetrag festgelegt, den sie pro Kinokarte haben wollen, der war bei meinen Preisen nicht machbar", sagt der Betreiber. Irgendwann war das auch den anderen Verleihern zu wenig. "Da hab' ich plötzlich keine Filme mehr gekriegt, von gar keinem mehr. Dabei schreiben die doch in ihren Verträgen, dass sie keinen Einfluss auf die Eintrittspreise nehmen", schüttelt er den Kopf. Programmkinobetreiber schlucken bei den Mindestgarantien, wenn sie zu denjenigen gehören, die für Abwechslung im Programm eintreten, also Filme konsequent fest terminieren und nicht länger als eine oder zwei Wochen "auf Schiene" einsetzen.
Noch brisanter als die Preisgestaltung ist aber, an Kopien ranzukommen. Da kursieren die wildesten Geschichten, von "ich kriege keine Kopie, obwohl meine Zahlen besser sind als die der Konkurrenz" bis hin zu "BKM-Kopien kriegen nicht unbedingt die, die sie brauchen, sondern die, die einen guten Draht zum Disponenten haben". Von der Tagesstimmung und der Gewogenheit der regionalen Disponenten soll überhaupt viel abhängen. So fragt sich eine Kinobetreiberin, warum auch in der achten Woche keine Kopie eines Weihnachtsfilms für eine gebuchte Sonderveranstaltung zu bekommen war - wohlgemerkt war Weihnachten zum geplanten Termin bereits vorbei! Aber auch gute Besucherzahlen können zum Fluch werden, wenn man ein Ein-Saal-Kino hat und prolongieren muss, auch wenn man den Film lieber für den nächsten Start absetzen würde.
Manch einer kam auch ins Grübeln, als er den Jugendfilm "Die Wolke" nicht nur im Nachmittags-, sondern auch im Abendprogramm spielen sollte. Überhaupt bekommt man als Provinzkinobetreiber einen Blockbuster nur zum Bundesstart, wenn man ihn drei oder vier Wochen in jeder Vorstellung spielt. Die ersten zwei Wochen mag sich das ja für beide Seiten rechnen, aber gerade in kinoarmen Landstrichen muss für jeden was dabei sein - Kinderfilme, Unterhaltungsfilme, und an ein paar Terminen im Monat auch ein bisschen Arthouse. Kein Wunder, dass die Center in den nahegelegenen Städten bessere Zahlen schreiben als die Landkinos: das Publikum muss ja abwandern, wenn im Kino am Ort seit vier Wochen nur ein Film läuft!
Freilich, die Verleiher tragen ein hohes Risiko: floppt der Film, für den sie bereits Geld ausgegeben haben, bleiben sie auf den Verlusten sitzen. Also sind sie selbstverständlich daran interessiert, ihre Kopien dahin zu verteilen, wo sie die besten Einspielergebnisse in der kürzesten Zeit erwarten. Das ist absolut in Ordnung. Aber wenn man in der sechsten oder achten Woche in einem Multiplex-Saal mit gerade mal fünf oder zehn Besuchern sitzt, fragt man sich doch, ob irgendwo außerhalb der Stadtgrenze nicht ein kleines Kino und ein paar hundert treue Besucher auf genau diese Kopie warten. Oder warum Häuser mit Interlock-Systemen gleich vier Kopien brauchen. Dass die Ursache hierfür in launischen Disponenten zu suchen ist, die durch unprofessionelles Verhalten ihrem Unternehmen das Geschäft versauen, klingt doch eher unwahrscheinlich.
An eine Besserung, wenn die digitalen Kopien sich durchgesetzt haben, glaubt keiner so richtig. Dann werden die Startkopien halt einfach teurer. Andererseits: wir wollen ja auch nicht wirklich, dass zukünftig alle 1800 Spielstätten "Spiderman 4" zum Start zeigen, oder?
Viele Kinobetreiber gehen jetzt einen anderen Weg und buchen über einen unabhängigen Zentraldisponenten. Besagtes Unternehmen betreut mittlerweile 150 bis 200 Leinwände und erfreut sich wachsender Beliebtheit. Die Kinobetreiber müssen sich auf keine bestimmte Zeit binden, der Service kostet, so hört man, etwa 150 Euro pro Leinwand. Schon am Wochenende schicken die Kinoleute ihre Wunschliste ein, am Montag kommt dann die Bestätigung. DIe Erfahrung zeigt, dass viele nun deutlich früher an die gewünschte Kopie kommen - noch dazu stressfrei. Denn das stundenlange Herumtelefonieren am Montag und wiederholte Nachfragen "Ham Sie jetzt die Wilden Kerle für mich?" entfällt. Gerade für Familienbetriebe eine enorme Entlastung.
Nicht vorzustellen, gäbe es jetzt noch mehrere Unternehmen dieser Art - in diesem Wettbewerb würden möglicherweise auch noch die Preise fallen. Oder wenn am Ende gar jeder jeden Film verleihen könnte, die Kinobetreiber ihren "Fluch der Karibik" also von BVI ebenso beziehen könnten wie von UPI oder X Verleih, aber zu unterschiedlichen Konditionen. Die DVD können Sie ja später auch bei Karstadt, Amazon oder Saturn kaufen.
Wie sind Ihre Erfahrungen? Was halten Sie davon? Diskutieren Sie mit uns!
Kurios war etwa der Fall, als wir in einem Kino mit besonders niedrigen Eintrittspreisen einen Preisaushang entdeckten, der nur für Filme eines bestimmten Verleihers einen höheren Eintrittspreis auswies. "Die hatten ein bestimmten Mindestbetrag festgelegt, den sie pro Kinokarte haben wollen, der war bei meinen Preisen nicht machbar", sagt der Betreiber. Irgendwann war das auch den anderen Verleihern zu wenig. "Da hab' ich plötzlich keine Filme mehr gekriegt, von gar keinem mehr. Dabei schreiben die doch in ihren Verträgen, dass sie keinen Einfluss auf die Eintrittspreise nehmen", schüttelt er den Kopf. Programmkinobetreiber schlucken bei den Mindestgarantien, wenn sie zu denjenigen gehören, die für Abwechslung im Programm eintreten, also Filme konsequent fest terminieren und nicht länger als eine oder zwei Wochen "auf Schiene" einsetzen.
Noch brisanter als die Preisgestaltung ist aber, an Kopien ranzukommen. Da kursieren die wildesten Geschichten, von "ich kriege keine Kopie, obwohl meine Zahlen besser sind als die der Konkurrenz" bis hin zu "BKM-Kopien kriegen nicht unbedingt die, die sie brauchen, sondern die, die einen guten Draht zum Disponenten haben". Von der Tagesstimmung und der Gewogenheit der regionalen Disponenten soll überhaupt viel abhängen. So fragt sich eine Kinobetreiberin, warum auch in der achten Woche keine Kopie eines Weihnachtsfilms für eine gebuchte Sonderveranstaltung zu bekommen war - wohlgemerkt war Weihnachten zum geplanten Termin bereits vorbei! Aber auch gute Besucherzahlen können zum Fluch werden, wenn man ein Ein-Saal-Kino hat und prolongieren muss, auch wenn man den Film lieber für den nächsten Start absetzen würde.
Manch einer kam auch ins Grübeln, als er den Jugendfilm "Die Wolke" nicht nur im Nachmittags-, sondern auch im Abendprogramm spielen sollte. Überhaupt bekommt man als Provinzkinobetreiber einen Blockbuster nur zum Bundesstart, wenn man ihn drei oder vier Wochen in jeder Vorstellung spielt. Die ersten zwei Wochen mag sich das ja für beide Seiten rechnen, aber gerade in kinoarmen Landstrichen muss für jeden was dabei sein - Kinderfilme, Unterhaltungsfilme, und an ein paar Terminen im Monat auch ein bisschen Arthouse. Kein Wunder, dass die Center in den nahegelegenen Städten bessere Zahlen schreiben als die Landkinos: das Publikum muss ja abwandern, wenn im Kino am Ort seit vier Wochen nur ein Film läuft!
Freilich, die Verleiher tragen ein hohes Risiko: floppt der Film, für den sie bereits Geld ausgegeben haben, bleiben sie auf den Verlusten sitzen. Also sind sie selbstverständlich daran interessiert, ihre Kopien dahin zu verteilen, wo sie die besten Einspielergebnisse in der kürzesten Zeit erwarten. Das ist absolut in Ordnung. Aber wenn man in der sechsten oder achten Woche in einem Multiplex-Saal mit gerade mal fünf oder zehn Besuchern sitzt, fragt man sich doch, ob irgendwo außerhalb der Stadtgrenze nicht ein kleines Kino und ein paar hundert treue Besucher auf genau diese Kopie warten. Oder warum Häuser mit Interlock-Systemen gleich vier Kopien brauchen. Dass die Ursache hierfür in launischen Disponenten zu suchen ist, die durch unprofessionelles Verhalten ihrem Unternehmen das Geschäft versauen, klingt doch eher unwahrscheinlich.
An eine Besserung, wenn die digitalen Kopien sich durchgesetzt haben, glaubt keiner so richtig. Dann werden die Startkopien halt einfach teurer. Andererseits: wir wollen ja auch nicht wirklich, dass zukünftig alle 1800 Spielstätten "Spiderman 4" zum Start zeigen, oder?
Viele Kinobetreiber gehen jetzt einen anderen Weg und buchen über einen unabhängigen Zentraldisponenten. Besagtes Unternehmen betreut mittlerweile 150 bis 200 Leinwände und erfreut sich wachsender Beliebtheit. Die Kinobetreiber müssen sich auf keine bestimmte Zeit binden, der Service kostet, so hört man, etwa 150 Euro pro Leinwand. Schon am Wochenende schicken die Kinoleute ihre Wunschliste ein, am Montag kommt dann die Bestätigung. DIe Erfahrung zeigt, dass viele nun deutlich früher an die gewünschte Kopie kommen - noch dazu stressfrei. Denn das stundenlange Herumtelefonieren am Montag und wiederholte Nachfragen "Ham Sie jetzt die Wilden Kerle für mich?" entfällt. Gerade für Familienbetriebe eine enorme Entlastung.
Nicht vorzustellen, gäbe es jetzt noch mehrere Unternehmen dieser Art - in diesem Wettbewerb würden möglicherweise auch noch die Preise fallen. Oder wenn am Ende gar jeder jeden Film verleihen könnte, die Kinobetreiber ihren "Fluch der Karibik" also von BVI ebenso beziehen könnten wie von UPI oder X Verleih, aber zu unterschiedlichen Konditionen. Die DVD können Sie ja später auch bei Karstadt, Amazon oder Saturn kaufen.
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1 Kommentar:
Selbstverständlich muss man die Sache immer von zwei Seiten aus betrachten. Bei den großen Blockbustern wie "Fluch 3" oder "Potter" kann wirklich jedes Provinzkino mitspielen; muß dann aber auch auch die Sonderkonditionen für den Bundesstart sprich: Laufzeiten und Vollprogramm akzeptieren. Wird also der entsprechende Film zum Start gewünscht geschieht dies, weil der Betreiber sich dafür entschieden hat und dies vorzieht, obwohl er dafür auch einige Kröten zu schlucken hat. Klar bleibt bei einem Einzelhaus dabei die Programmvielfalt auf der Strecke, aber dies ist dann eben die Entscheidung des Betreibers.
Dass in den Plexen, trotz Interlockfähigkeit mehrere Kopien laufen hat einen anderen Grund: Seit einigen Jahren, insbesondere bei den genannten Franchises, geht nichts mehr unter 3 Stunden. Versetzen wir uns in die Situation eines Kinobetreibers und versuchen halbwegs vernünftige Anfangszeiten zu machen: Früheste Vorstellung = 14.00, frühest nächste 17.30, dann wären wir bei der Abendvorstllung bei 21.00 Uhr. Letzteres geht aber unter der Woche überhaupt nicht, da kein normal Werktätiger ins Kino geht, wenn das erst nach 24.00 Uhr aus ist, keine Busse mehr fahren und er am nächsten Tag arbeiten muss. Ausserdem würde man, z.B. bei "Potter" wegen dem Jugendschutz keine Teens unter 18 ohne Begleitung in die Abendvorstellung lassen können. Also die mehreren Kopien, da man dann kundenfreundlich agieren kann, den Film quasi im 1,5 Stundentakt anbieten kann und sich jeder Besucher die Anfangszeit aussuchen kann die ihm passt.
Oben erwähnte Beispiele beziehen sich nur auf absolute Blogbuster,. und die kann wie gesagt haben wer will, wenn er die Regeln akzeptiert.
Nun aber zu den Verleihern und der Dispofirma, von der es m.W. zwei gibt:
Das Grundproblem: Früher hatten die Verleiher eine Zentrale und in jedem der Verleihbezirke eine Filiale. In der Filiale saßen ein Filialleiter und mindestens ein Disponent und wenn der Montagsstress überwunden war wurden die Kinos im Verleihbezirk abgeklappert. D.h., nach einiger Zeit kannte der Disponent die Kinos und ihre Betreiber in "seinem" Bezirk persönlich, wußte aus Vieraugengesprächen über regionale Besonderheiten bescheid und es war im Zweifelsfall besser möglich, auch einmal einen Kompromis zu finden.
Das war einmal, bis vor ca. 10-15 jahren. damals gab es nur eine große Firma, die UFA, die zentral für eine große Anzahl von Kinos disponierte, der Rest waren Einzelbetreiber. Nun gibt es die UFA bekanntlich nicht mehr, dafür wird aber eine große Anzahl von Leinwänden durch einige wenige Unternehmen, Cinestar, Cinemaxx, Kinopolis und UCI zentral disponiert. Diese Verschiebung auf der Einkaufsseite hat dazu geführt, dass sich fast alle Verleiher aus den Filialen zurückgezogen haben und die Dispo, gegliedert nach Verleihbezirken, in die Zentrale verlegt haben. Tatsächlich betreibt einzig die Warner noch eine Filiale in jedem Bezirk. Nun sitzt ein Verleih z.B. in Berlin. Wie groß ist die Wahrscheinlichkeit, dass der Disponent für den Verleihbezirk Frankfurt wenn er im Büro nicht so viel zu tun hat z.B. die Kinos am Bodensee bereist und somit die Geschäftskontakte pflegt? Tatsächlich kennen sich die wenigsten Disponenten und Betreiber noch persönlich, und wenn, dann von Festivals oder Tradeshows.
Und genau dies ist der Punkt, wo die Filmdispo-Firma Sinn macht. Tatsächlich ist es für den Disponenten einfacher, in einem einzigen Telefonat 15 Filme zu vermieten als 15 mal angerufen zu werden, und dabei jedesmal nochmals nachdenken zu müssen "wer ist das nochmal genau?". Tatsächlich finden sich die meisten Kinos der bewußten Disponenten in Städten unter 100.000 Einwohnern.
Diese Entwicklung mag bedauerlich sein, es entsteht jedoch nicht der Zustand von "Kartellen", welcher nach der Lektüre des ursprünglichen Textes hätte vermutet werden können.
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