Auch wenn es nicht der Politik der Kinointeressensverbände entspricht, möchte ich an dieser Stelle doch einmal für die Differenzierung der Kategorien Programmkino und Arthaus plädieren. Es ist einfach nicht dasselbe.
Programmkino, das bedeutete ursprünglich Unabhängigkeit von den Verleihern – die Kinomacher bestimmten ihr Programm, nicht die Verleihstaffeln. Die Filme wurden zu Programmen geordnet, sorgfältig vorgeführt und nur einige wenige Male abgespielt. Ziel des ganzen war es, das Kino zum Diskussions- und Kommunikationsraum auszubauen und ein kritisches Publikum zu formieren. Mit diesem Anspruch gingen im Januar 1970 das Arsenal und im Oktober desselben Jahres das gewerblich geführte Abaton an den Start. Von den bestehenden Gilde-Theatern distanzierte man sich durch ein breiter gefächertes und weniger „bürgerliches“ Programm: in den Programmkinos waren auch die Avantgardefilme, politische Dokumentarfilme, Filmgeschichte und das Genre zuhause.
Heute bedeutet Programmkino üblicherweise noch ein festes Monatsprogramm und das Abspiel anspruchsvoller Filme „auf Schiene“. Themenschwerpunkte, Reihen, Retrospektiven und Filmklassiker zählen eher schon zu den Ausnahmen. Die Abgrenzung zu Arthouse-Kinos fällt da in vielen Fällen nicht einfach, besonders da im Branchenjargon alles, was nicht Mainstream ist, undifferenziert in den Topf „Arthouse“ geworfen wird. Unter Arthouse sind aber eigentlich deutlich eher anspruchsvolle Unterhaltungsfilme als schwierige Filmkunst zu verstehen, üblicherweise handelt es sich dabei um Crossover-Filme, die auch in Centern oder Plexen laufen. Unter anderem deshalb pflegen Arthäuser in der Regel auch kein fest terminiertes Monatsprogramm.
Über Größe und Gestaltung des Kinos lassen sich dabei keine grundsätzlichen Aussagen treffen, auch im Programm sind die Übergänge oft fließend, die Kategorisierung kann in Einzelfällen durchaus Schwierigkeiten bereiten. Programmkinos haben in vielen Fällen nicht mehr als einen Saal und sind häufig Einzelhäuser. Das kann auf Arthouse-Kinos ebenso zutreffen, diese kommen aber auch als Kinocenter vor und zeigen z.T. auch Hollywoodfilme. Ebenso fahren viele Multiplexe zu bestimmten Zeiten oder in einem einzelnen Saal eine Arthouse-Schiene.
Den Anspruch, bessere Filme zu zeigen, verfolgen beide, wenn auch unterschiedlich konsequent. Interessenskonflikte entstehen dann, wenn ein Arthaus dem örtlichen Programmkino die "Brotfilme", also die größeren Fillm"kunst"-Starts wegspielt. Dass ein Unterschied besteht, lässt sich auch dadurch belegen, dass z.B. Firmen für Kinowerbung die Kategorien getrennt behandeln: „Filmkunstkinos bieten anspruchsvolle Programme mit Filmreihen und Retrospektiven für Cineasten, die so genannten Arthouse-Kinos zeigen ein vornehmlich gehobenes Programm, das sich jedoch auf ein eher breites Interesse stützt.“ (Quelle: www.agir.de) Unterschiedliche Kinos – unterschiedliche Zielgruppen.
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